Research​

Nutzung digitaler Bildschirmmedien während der Schwangerschaft –
Ergebnisse einer Umfrage unter Schwangeren

S. Schwarz, A. Dizdarevic, K. Boehm, H. Krafft, D. Martin

Zusammenfassung:

Hintergrund:

Dank mobiler Kommunikation dringen digitale Bildschirmmedien (DBM) in immer mehr Lebensbereiche vor und bestimmen diese. Bislang gibt es keine Studien, welche das Nutzungsverhalten von DBM bei Schwangeren untersuchen. 

Ziel der Arbeit:

Ziel der Arbeit: Wie nutzen Schwangere digitale Bildschirmmedien? Welches Bewusstsein haben Schwangere für die digitale Bildschirmmediennutzung? Bestehen Verunsicherungen, die durch digitale Bildschirmmedien ausgelöst sind? Welche gesellschaftlichen Fragen stellen sich hierdurch bezüglich Schwangerenbetreuung, Informationsbereitstellung sowie Unterstützung beim Umgang mit DBM? Methodik: Ein Fragebogen mit 20 Items zur Schwangerschaft sowie zum Ausmaß und zur Nutzungshäufigkeit von DBM vor und während der Schwangerschaft wurde mehrfach auf Verständlichkeit und Vollständigkeit getestet und in zwei gynäkologischen Praxen von Patientinnen ausgefüllt. Ergebnisse: Insgesamt nahmen n = 40 Frauen in der 10. bis 41. Schwangerschaftswoche teil (Durchschnittsalter 28,9 Jahre). 48 % gaben an, DBM 0–2 Stunden täglich zu nutzen, 28 % 3–4

Methodik:

Ein Fragebogen mit 20 Items zur Schwangerschaft sowie zum Ausmaß und zur Nutzungshäufigkeit von DBM vor und während der Schwangerschaft wurde mehrfach auf Verständlichkeit und Vollständigkeit getestet und in zwei gynäkologischen Praxen von Patientinnen ausgefüllt. Ergebnisse: Insgesamt nahmen n = 40 Frauen in der 10. bis 41. Schwangerschaftswoche teil (Durchschnittsalter 28,9 Jahre). 48 % gaben an, DBM 0–2 Stunden täglich zu nutzen, 28 % 3–4

Ergebnisse:

Insgesamt nahmen n = 40 Frauen in der 10. bis 41. Schwangerschaftswoche teil (Durchschnittsalter 28,9 Jahre). 48 % gaben an, DBM 0–2 Stunden täglich zu nutzen, 28 % 3–4s

"Self-Perceived Usage of Digital Screen Media and Intentions to Reduce it: An Open, Prospective, Multi-Centered, Pseudonymized Survey among Parents and their Children"

Silke Schwarz, Hanno Krafft, Arndt Büssing, Katja Boehm, Till Reckert, Uwe Büsching, David Martin

Abstract

Introduction:

There are many opinions about the use of digital screen media (dsm) in childhood, however, all experts agree on one thing: children spend on average too much time in front of screens. So far, there are few interventions to restrict the quantity and increase the quality of screen-time. The aim of this study was to investigate the impacts a media fasting intervention would have on screen use and overall wellbeing.

Method:

A pilot study with an open, prospective, multi-centered design of a pseudonymized survey with pre and post assessment of a 44-day media fasting intervention. Participating families were approached at family practices, at schools, at one pediatric hospital and by including individuals. Here we report on the intentions of parents and their children at the start of the intervention.

Results:

365 parents (50% <40 years; 51% high school education) and 280 schoolchildren (aged 10.5 ± 3.1 years; 56% boys). Parents had 0.3 ± 0.9 media-free days/week. Children had 0.8 ± 1.5 media-free days/week. Parents found that using less dsm would be good for themselves (77%) and for their children (81%), felt annoyed/stressed by permanent availability of dsm (58%). They hoped that by using less dsm they would have for more time for their children (63%) and become more attentive and calmer as a family (79%). 58% hoped that media fasting would improve their child’s ability to concentrate. Some children accused their parents of using too much dsm (49%), felt that they themselves used to much dsm (39%), felt annoyed and stressed by the permanent availability of dsm (only 16%), and hoped for improved concentration (55%) and more attentiveness and calmness as a whole family (72%) by reducing dsm.

Conclusion:

Parents and children, show a self-critical attitude towards media, even though children assign them a less negative status. All groups hope reduction of digital screen media will improve quantity and quality of family time.

Poster zum Artikel:

Eigene Publikationen

  • Schwarz S, Krafft H, Büssing A, Boehm K, Reckert T, Büsching U, Martin D. (2019) Self-Perceived Usage of Digital Screen Media and Intentions to Reduce it: An Open, Prospective, Multi-Centered, Pseudonymized Survey among Parents and their Children. Arch Pediatr 4: 171. DOI: 10.29011/2575-825X.100171
  • Schwarz, S, Krafft, H, Büssing A, Boehm K, Reckert T, Büsching U, Martin D. Self-reflection of digital screen media usage among parents and their children: Results of a 6-week media fasting intervention. Journal of Child Health Care, submitted (2020).
  • Krafft, H, Boehm K, Schwarz S, Eichinger M, Büssing A, Martin D. Media awareness and screen time reduction in children, youth or families: A systematic literature review. Child: Care, Health & Development, submitted (2020).
  • Schwarz, S, Krafft, H, Büssing A, Boehm K, Reckert T, Büsching U, Martin D. Eltern und Geschwister als Vorbilder im Umgang mit digitalen Bildschirmmedien – Ergebnisse einer MedienFasten-Intervention. Kindheit und Entwicklung, submitted (2020).
  • Reckert, T., Schwarz, S., Büsching, U., & Martin, D. (2020). ‘Bildschirmfrei bis Drei’: Am Lebensanfang volle Wirklichkeitserfahrung ermöglichen. Kinder- und Jugendarzt, (51), 195–199.
  • Schwarz S, Dizdarevic A, Boehm K, Krafft H, Martin D. Nutzung digitaler Bildschirmmedien während der Schwangerschaft – Ergebnisse einer Umfrage unter Schwangeren. Gynäkologische Praxis, Accepted (2020).
  • Boehm K, Schwarz S, Martin D. Bibliometric Analysis Pregnancy MediaConsumption.
    Evidence Based Midwivery, submitted (2020)

Interesting papers

Früher Kontakt mit Bildschirmmedien kann autistische Züge bei Kindern begünstigen

Darüber hinaus zeigte die amerikanische Studie, dass Kinder, deren Eltern täglich mit ihnen spielten, im Alter von 2 Jahren etwas weniger Autismus-ähnliche Symptome entwickelten als Kinder, die sich mehr mit Bildschirmmedien beschäftigten, so David S. Bennett, PhD, Professor für Psychiatrie am Drexel University College of Medicine, und Kollegen.


 

Weniger Bildschirm, mehr Vorstellungskraft:

Neue Studie zu Auswirkungen von Mediennutzung


 

What is already known on this subject?

  • We know that children’s screen activities correlate with poorer social competence and with decrease of the quantity and quality of interaction with parents and siblings.
  • The capacity to understand emotions in others is primarily learned through interaction with primary caregivers, but little is known how children’s screen use influences development of emotion understanding.

What the present study adds?

  • We found that more TV watching among girls at age 4 predicted lower levels of emotion understanding at age 6.
  • Furthermore, TV in child’s bedroom at age 6 forecasted lower levels of emotion understanding at age 8

 

Does childhood television viewing lead to attention problems in adolescence? Results from a prospective longitudinal study.

Association between child and adolescent television viewing and adult health: a longitudinal birth cohort study.

      Hancox RJ1Milne BJPoulton R.

      Lancet. 2004 Jul 17-23;364(9430):257-62.

      https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15262103


 

In den letzten Jahren haben kleine Kinder nicht nur Zugang zu den Möglichkeiten der traditionellen Bildschirmgeräte wie Fernsehern, sondern auch zu fortschrittlichen Bildschirmgeräten wie z.B. Computern, Tablets, Smartphones und Spielkonsolen erlangt (1). Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eine verlängerte Bildschirm-Exposition in der frühen Kindheit für die Kinder schädlich sein kann: Für kognitive Entwicklung (2)(6), soziale Fähigkeiten (3,4)(5), psychische Gesundheit (5)(6) und körperliches Wohlbefinden (5), mit negativen Auswirkungen auf Konzentration, Schlaf, Adipositasrisiko, Diabetesrisiko, geistige Entwicklung, psychomotorische Entwicklung, Sprachentwicklung etc. und auf das Familienleben (6).

Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest besitzen unter den 12- bis 19-jährigen Jugendlichen 97 % ein Smartphone. Sie nutzen ihr Gerät im Schnitt drei Stunden und 41 Minuten pro Tag, vor allem für soziale Medien (7).

Junge Erwachsene im Alter von 21 bis 30 Jahren verbringen nach einer Umfrage des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Ernst & Young im Schnitt fast sieben Stunden pro Tag online, davon rund drei Stunden am Smartphone. Laut einer Studie der Krankenkasse DAK erfüllen 2,6 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland die Kriterien für eine Social-Media-Abhängigkeit nach der so genannten Social Media Disorder Scale. Unter Mädchen beträgt der Anteil 3,4 % bei den Jungen 1,9 %. Hochgerechnet auf alle 12- bis 17-Jährigen in Deutschland entspricht dies ca. 100.000 Personen (8).

Besonders alarmierend ist der Zusammenhang zwischen Sucht und Depressionen: Wer von sozialen Medien abhängig sei, habe ein 4,6 mal höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken. Insbesondere junge Menschen werden immer abhängiger vom Handy. Die Folge der Abhängigkeit ist eine rapide Abnahme der Lebensqualität: Laut einer Studie der San Diego State University sind Teenager, die täglich mehr als fünf Stunden Freizeit online verbringen, im Schnitt doppelt so unzufrieden wie Jugendliche, die dafür weniger als eine Stunde aufwenden. (9).

Laut der im Bundesauftrag erstellten BLIKK-Studie (BLIKK steht für: Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation) erleiden Babys, deren Mütter beim Stillen regelmäßig zum Smartphone greifen, häufig Trink-, Einschlaf- und sogar massive Bindungsstörungen (Publikation in Vorbereitung). Knapp 70 % der Jugendlichen geben an, sich auch in den letzten zehn Minuten vor dem Schlafengehen mit dem Handy zu beschäftigen. Rund die Hälfe lässt sich sogar in der Nacht von Mitteilungen wecken. Jugendliche, die Smartphone und Tablet auch am späten Abend nutzen oder gar ins Bett mitnehmen, haben einen schlechteren Schlaf, absolut gesehen weniger Schlaf und sind tagsüber signifikant müder (10).

Die Auswirkungen neuerer Bildschirmgeräte sind noch wenig untersucht (1)(11) und die o.g. Quellen zum Teil vorläufiger Natur, aber neue Untersuchungen zeigen, dass sich das Gehirn strukturell messbar ändert nach nur 6 Wochen Gaming (12).

Südkoreanische Forscher fanden heraus, dass intensives Online-Gaming das chemische Gleichgewicht des Hirns destabilisiert. Mittels Magnetresonanzspektroskopie (MRS) stellten sie fest, dass bei Intensiv-Gamern das Verhältnis wichtiger Botenstoffe in einer bestimmten Region des Präfrontalen Cortex deutlich verschoben war, u.a. entdeckten sie ein erhöhtes Level an GABA. Dieser Neurotransmitter verlangsamt die Neuronen und somit die Hirntätigkeit, ähnlich wie bei Patienten mit starken Depressionen. Erst nach längerer Gaming-Pause normalisierte sich die Hirnchemie der Probanden (13).

Es gibt kaum wissenschaftliche Untersuchungen über wirksame Methoden der Prävention vor Schaden durch moderne Medien (14).

Obwohl die Technologie als der „Große Ausgleicher“ angesehen wird (15,16), um die Entwicklungslücke zwischen wohlhabenderen und ärmeren Kinder zu schließen, sprechen die Fakten zunächst eine andere Sprache: Familien mit niedrigerem sozioökonomischen Status sind eher dazu bereit, Bildschirmgeräte im Kinderzimmer zu erlauben, und Kinder aus solchen Familien erleiden mehr Schaden durch Mediengeräte in ihrem Schlafzimmer als Kinder aus höheren Schichten (17)(18).

Eltern mit höherem sozioökonomischen Status sind besser in der Lage, sich zu entscheiden für Medieninhalte, die der kindlichen Entwicklung dienen oder zumindest weniger schaden können (19).

Auf der anderen Seite neigen Eltern mit niedrigerem sozioökonomischem Status dazu, Bildschirmgeräte als Beziehungsersatz zu verwenden, um ihre Kinder zu beschäftigen, ohne Kenntnis der Medieninhalte (20). Dabei ist inzwischen klar, dass nicht-pädagogische Medieninhalte das Risiko einer späteren Aufmerksamkeitsstörung erhöhen (19).

Ziel des vorliegenden Pilotprojekts „Medienfasten 2019“ ist es daher ein kostengünstiges, effektives Medienfastenangebot zu entwickeln und die praktische und wissenschaftlich evaluierte Basis zu schaffen, für die Weiterentwicklung der Idee mit Angeboten für Zielgruppen wie Kindergärten, Schulen, Schwangere und vieles mehr.

Langfristiges Ziel ist es, in der breiten Gesamtbevölkerung, vor allem aber in Familien und Institutionen mit Kindern ein gesteigertes, verhaltensveränderndes, gesundheitskompetentes Bewusstsein für den Umgang mit Bildschirmmedien durch ärztliche Informationen und die eigene Erfahrung zu erzeugen. – Zunächst in Deutschland später mit internationalen Bündnispartnern.

Literaturverzeichnis

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  • Hamburg N 27-31 20097, Tel.: 040 2396 1409, ed.kad@esserp E-M. Studie: So süchtig machen WhatsApp, Instagram und Co. [Internet]. [zitiert 6. Oktober 2018]. Verfügbar unter:https://www.dak.de/dak/bundes-themen/studie-so-suechtig-machen-whatsapp-instagram-und-co–1968568.html

  • Twenge JM. Have Smartphones Destroyed a Generation? The Atlantic [Internet]. September 2017 [zitiert 6.Oktober 2018]; Verfügbar unter:https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2017/09/has-the-smartphone-destroyed-a-generation/534198/
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